Kindheitserinnerungen – Kirschenzeit

Nach Jahren der sehnsuchtsvollen Blicke und der großen Enttäuschung, wenn später Frost die Kirschenernte bis auch ein paar spärliche Exemplare in den obersten Ästen unseres alten, hohen Kirschbaumes wieder einmal zunichte gemacht hatte. Wenn dann auch noch Amseln, Stare und Elstern die wenigen roten Früchte unter sich aufteilten, erschien das Warten auf das hoffnungsvolle nächste Kirschenjahr schier unendlich.

Dieses Jahr ist es endlich wieder soweit. Von frostigen Maitagen verschont und Dank der vielen Wildbienen in unserem Garten leuchten die prallen, roten Kirschen im Überfluss von den Zweigen. Als Kinder waren es mit die schönsten Tage im Gartenjahr. Das tägliche Probieren der Früchte, ob sie denn auch schon reif genug waren um dann genau den Tag zu erwischen, an dem die Kirschen von Sonnentagen dunkelrot und zuckersüß gereift erntereif waren. 

Das Ernten mit der Leiter wurde großzügig den Eltern überlassen, wir Kinder kletterten viel lieber von Ast zu Ast, von ängstlichen Blicken unserer Eltern begleitet, immer höher den alten Kirschbaum hinauf, um ja die süßesten Früchte zu ergattern. Sammeln kam gar nicht erst in Frage, jede gepflückte Kirsche wurde natürlich gleich im Baum vernascht, viel zu schade um zu Marmelade oder im Kuchen verarbeitet zu werden.

So ist es bis heute geblieben. Das Klettern in die Baumkrone wurde zwar durch einen langstieligen Obstpflücker abgelöst – sicherer ist es allemal, um unseren ehrwürdigen, alten Kirschbaum noch viele Jahre in seiner Pracht zu erhalten – die Freude auf diese Tage ist immer noch da. Rezepte mit Kirschen bleiben immer noch unbeachtet, viel lieber werden die Kirschen in diesen Tagen wie eh und je gleich an Ort und Stelle verspeist oder mit anderen Kirschenliebhabern geteilt. Und da immer noch genug Kirschen in den Zweigen verbleiben, kommen auch noch die Vögel im Garten auf ihre Kosten.



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