Kindheitserinnerungen – unterm Huller
An die Wand einer alten Scheune gelehnt wuchs von jeher der große Holunderstrauch im Garten meiner Urgroßmutter. Wie lange er dort schon stand weiß keiner so genau – er war einfach immer schon da. Als Schutzbaum war er in vielen Gärten, zumeist in der Nähe der Häuser und Scheunen, zu finden, um Mensch und Tier vor Unheil zu bewahren. Nicht nur bei uns, besonders in den nordischen Ländern wird er als Hüter von Elfen und kleinen Geistern verehrt. So wird dem Holunder nachgesagt, die Nähe der Menschen zu suchen, zu deren ganz eigenem Schutz.
Die großen Blütendolden, wie unzählige kleine Sonnenschirme, verströmen ihren Duft im Frühsommer und lockten die Kinder in den Garten. Mit einer großen Emailschüssel unter dem Arm wurden dann die duftenden Dolden geerntet. Die Hilfe der Großmutter war dabei nötig, denn die schönsten Blüten waren für die kleinen Kinderhände schier unerreichbar.
Nach der Ernte kam dann die eher ungeliebte Arbeit, die Blüten vom vielen Kleingetier zu befreien, das vom süßen Duft angelockt in den kleinverzweigten Stielen und Blüten saß. Währenddessen wurde von der Großmutter schon der dicke Pfannkuchenteig angerührt, in den dann die Dolden langsam eingetunkt und anschließend in heißem Fett ausgebacken wurden. Mit Zimt und einer dicken Schicht Puderzucker bestreut sind die Hullerköichla auch für mich der Inbegriff für den Frühsommer. Sonnige, warme Tage mit Barfußgehen, Essen im Freien und über all dem der süße Duft von blühenden Holunder.
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