Geheimnisvolle Raunächte

Es sind schon besondere Tage zwischen den Jahren, die den Menschen von jeher geheimnisvoll und magisch erschienen.

Die dunkelsten Tage des Jahres, um die Wintersonnenwende, an denen das Alte hinter uns liegt, mit all seinen guten aber auch weniger guten Erinnerungen und die Ungewissheit über das Kommende, das jetzt ganz nah ist – ein Abschließen des Alten und ein Aufbrechen in das neue Jahr.

Nicht umsonst ranken sich so viele Mythen und Sagen um diese dunklen Tage und lassen so manchen alten Brauch bei uns wiederaufleben.

Vieles ist fast vergessen, wie die unheimlichen Gestalten, die jetzt ihr Unwesen treiben und die Menschen in alten Zeiten aus Furcht während dieser Tage im sicheren Haus bleiben ließen. Unheimliche Geschichten wurden dort an langen Winterabenden erzählt und aus den Winterstürmen wurde die wilde Jagd, die mit lautem windpeitschendem Getöse über winterliche Felder und Wälder fegte und die Menschen, die es wagten sich des Nachts außer Hauses aufzuhalten, mit sich riss und auf Nimmerwiedersehen verschwinden ließ. Die Grenzen zwischen dem Diesseits und dem Jenseits verschwinden während dieser Zeit und beide Welten kommen sich sehr nahe.

So gibt es nach wie vor die feste Regel, dass am Heiligen Abend und in der Neujahrsnacht keine frisch gewaschene Wäsche zum Trocknen hängen darf, da sich sonst die Kleidung in Totenkleidung wandelt und Laken im Neuen Jahr zu Leichentüchern werden. 

Es hat sich in den letzten Jahrzehnten viel verändert, doch so mancher Brauch ist geblieben. Den  Brauch meines Urgroßvaters haben wie von jeher gerne übernommen, der an alle Tiere auf dem Hof und im Stall am Heiligen Abend immer eine ganz besondere Futterration verteilt hat – „Damit auch die Tiere merken, dass Weihnachten ist.“


Ganz besonders wichtig ist uns wieder das Räuchern und Reinigen aller Räume im Haus. Nach dem großen Weihnachtsputz vor dem Heiligen Abend wird dann, während der Raunächte, das Haus mit Räucherwerk gereinigt, um Mensch und Tier vor Unheil zu bewahren. Mein Großvater liebte den Duft von Weihrauch und so wurde jedes Zimmer im Haus von ihm immer besonders kräftig mit Weihrauch bedacht.

Bei mir ist es ein kleines Räuchergefäß, mit dem ich durch alle Räume gehe und den Rauch auch kräftig in jede Ecke und jeden Winkel blase.

Salbei           – starke Reinigungskraft

Kampfer      – löscht alte Informationen im Haus

Weihrauch  – bringt Segen, erhöht die Energie

Wacholder  – vertreibt negative Einflüsse

Myrrhe         – desinfiziert, klärt, reinigt und gibt Ruhe

Thymian      – reinigt und stärkt die Energie

 

Neben den Ritualen spielen auch die einzelnen Tage und Nächte in dieser Zeit eine bedeutende Rolle. Die Raunächte beginnen am 25.12. und dauern bis zum 06.01., insgesamt 12 Tage und Nächte, die für jeweils einen Monat des neuen Jahres stehen. Und so entscheiden die Raunächte auch über das kommende Jahr. Ob hektische und überraschende, erholsame und harmonische Tage, sie alle stehen für ihren jeweiligen Monat. Die Nächte mit ihren Träumen fließen dabei ebenso mit ein. Nichts ist gleichgültig in dieser Zeit. Alles hat eine Bedeutung, auch das, was uns vielleicht unwichtig erscheint.

 


lilozuhause wünscht allen Leserinnen und Lesern ein besinnliches und unbeschwertes Weihnachtsfest, ein intensives Erleben dieser besonderen Zeit.

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