Sagen und Mythen im Stiftland - Die weiße Marter
Wenn der Herbst mit seinen dunklen Tagen ins Stiftland einzieht, dann ist das die Zeit für die alten Geschichten. Geschichten, die schon seit langer Zeit weitererzählt wurden, hie und da vielleicht ein wenig ausgeschmückt, um die Dramatik zu verstärken und doch in ihrem Kern durch Jahrhunderte hindurch gleichgeblieben.
Auf eine dieser Geschichten bin ich ganz zufällig gestoßen. In einem kleinen Heft, schon etwas angenagt, aber noch immer leserlich, wird darin die Geschichte der „Weißen Marter“ erzählt.
Von einem ehrbaren Bierbrauer aus Eger ist die Rede, der nach erfolgreichen Geschäften und prall gefülltem Geldsäckel vom Fränkischen her kommend, sich auf dem Heimweg befindenden, am herbstlichen Sonnwendtag 1712. Die einbrechende Dunkelheit ließ ihn in einem Gasthof in Münchenreuth einkehren und um ein Nachtlager bitten. Mit ihm fanden sich in der Gaststube zwei verwildert aussehende Gesellen ein, die ihm bereits auf seiner Wanderung gefolgt und gierig auf dessen Geldsäckel waren. Die Pläne der beiden waren schnell durchschaut und so warnte die Magd des Hauses den Nachtgast in seiner Kammer und verhalf ihm zur nächtlichen Flucht. Diese blieb jedoch nicht lange unbemerkt und so nahmen die beiden Halunken samt großem Hofhund die Verfolgung auf. Der Brauer floh in Richtung Pechtnersreuth und versteckte sich auf einer Anhöhe im Gebüsch vor den nahenden Verfolgern. In seiner Not und in Erwartung eines Todeskampfes erflehte er göttlichen Beistand und gab sein Versprechen, im Falle seiner Unversehrtheit, einen Gedenkstein an dieser Stelle errichten zu lassen.Der
Hofhund bereits in unmittelbarer Nähe stoppte vor ihm und rannte dann, völlig
überraschend, in eine andere Richtung davon, gefolgt von den beiden Verfolgern.
Der Brauer brachte sich noch kurz in Pechtnersreuth in Sicherheit, um dann
rasch, noch bei Nacht, aber auf ihm bekannten Pfaden den restlichen Heimweg
anzutreten. Glücklich über die unerwartete Fügung machte er sein Versprechen
wahr und ließ an besagter Stelle eine kleine Kapelle errichten.
Das
Kirchenbuch in Münchenreuth bekundet, dass am 10. Juni 1713 die auf dem Wege
gegen Pechtnersreuth nach einem frommen Gelöbnis auf Kosten eines ehrsammen Herrn
Johannes Adler, Egerer Bürgers, zu Ehren der hl. Dreieinigkeit errichtete
steinerne Statue (Lapidea Statua) von Joannes Kanser, einfach geweiht worden
ist.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen