Kurfürstin Wilhelmine geht spazieren
Lustwandeln hieß es im 18. Jahrhundert, wenn der Adel durch seine künstlich geschaffene Natur schlenderte. Doch diente die Eremitage in Bayreuth nicht zum Flanieren und Lustwandelns des Adels, vielmehr wurde hier das karge Leben der Einsiedler nachgespielt. Mit schlichter, einfacher Kleidung hielt sich die feine Gesellschaft verstreut in den unzähligen Pavillons und Grotten während der Tages getrennt voneinander auf, bevor sie sich, auf Geheiß des Markgrafen, im alten Schloss zur gemeinsamen Mahlzeit einfanden.
Die grüne Natur rund um Bayreuth blieb dem gewöhnlichen Volk überlassen, der Adel schuf sich dagegen seine eigene Welt. Mit akkurat gestutzten und geometrisch ausgerichteten Baum- und Strauchreihen, künstlich angelegten Teichen, Bachläufen und Wasserspielen. Selbst Ruinen wurden errichtet, um der gepflegten Parkanlage romantisches Flair zu verleihen, ganz im Stil barocker Gärten dieser Zeit. So bediente sich Kurfürstin Wilhelmine vieler Einflüsse aus der ganzen Welt und schuf sich so ihr eigenes persönliches Paradies.
Wenn ich durch die weitläufige Parkanlage gehe, ist es mir als hörte ich das Lachen der adeligen Gesellschaft unter all den Bäumen und Laubengängen und freue mich dann über all die Familien, Hochzeitspaare, Kinder und Hunde auf den Wegen und Rasenflächen, die jetzt den kurfürstlichen Park besuche und zu schätzen wissen – pardon, lustwandeln. Kurfürstin Wilhelmine sei Dank.
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