Wasser im Stiftland – Marienbrunnen Tirschenreuth
Sie begegnen uns in Städten allerorten, auf Plätzen, in Parks oder in direkter Nähe eindrucksvoller oder bedeutender Gebäude. Brunnen sind aus unserer Kulturwelt nicht wegzudenken. Schmückende Kunstwerke, ob historisch oder modern, bewusst ausgewählt, um den kulturellen Wert ihrer Umgebung zu unterstützen oder auch um bewusst selbst im Mittelpunkt zu stehen und alle Blicke auf sich zu ziehen. Viele Brunnen werden leicht übersehen, in ihrer Unaufdringlichkeit und Zurückhaltung – nicht so, wenn ein Brunnen eine Geschichte erzählen kann, wenn alleine ein Blick genügt um neugierig zu werden.
Im Stiftland sind das für mich die Brunnen des aus Mitterteich stammenden Künstlers Engelbert Süß, der detailreich und fantasievoll Geschichte und Geschichten der jeweiligen Stadt kunstvoll umsetzt.
Er versetzt uns mit seinen Bronzeplastiken in Sagenwelt oder lässt uns an historischen Ereignissen teilhaben, lässt uns beim Anblick des Todes erschaudern oder bringt uns mit seinen oft spitzbübischen Figuren zum Schmunzeln. Kunst muss unsere Fantasie beflügeln, ob in Zustimmung oder Ablehnung.
Und so begebe ich mich wie ein Schatzsucher auf Entdeckungsreise nach jedem noch so kleinen Detail, jeder noch so winzigen Ausschmückung, nur nichts übersehen – eintauchen in eine andere Welt.
Das Wasser der Brunnen trägt seinen Teil dazu bei, findet seinen Weg und hinterlässt Spuren, unterstützt durch seine Klarheit die Darstellungen, wird dadurch Teil ihrer Geschichten und verleiht ihnen Glanz und Patina. Es lässt sie ein klein wenig zum Leben erwecken und wer weiß, vielleicht erwacht ja so manche Figur des nachts auch wirklich zum Leben...
Meine Entdeckungsreise beginnt mit einem Brunnen der alleine durch seine imposante Größe und Präsenz auf sich aufmerksam macht.
Die Darstellung der Heiligen Maria, als Schutzmantelmadonna gestaltet, deren Leben in Form dieses Brunnens kunstvoll umgesetzt ist. Aufgebaut ist die bronzene Madonnenfigur auf einem Brunnenblock aus Flossenbürger Granit. Freundlich breitet sie den Mantel aus, bietet gestalterisch Schutz und Hilfe an. Die Szenen zu ihren Füßen erzählen die Geschichte ihres Lebens. Von der Verkündigung Mariens, der Geburt Christi mit Schafen und Hirten oder die Darstellungen der Wallfahrer in Anbetung des Tirschenreuther Gnadenbildes. Immer wieder finde ich kleine Details, die an das Stiftland erinnern. Nicht alleine der behauene Granitblock aus oberpfälzer Stein, auch die Ausarbeitung einzelner Figuren, wie die des Dudelsackspielers oder des früheren ortsansässigen Töpfers, greifen unsere stiftländer Tradition künstlerisch auf.
Vielschichtig ist für mich die Darstellung der Ziege, die zwar sehr neugierig, aber doch unbeteiligt den einzelnen Szenen beiwohnt. Jetzt liegt es an der Fantasie des Betrachters die Figur des gehörnten Tieres zu deuten, ob als liebes Haustier, oder doch eher als Sinnbild des Teufels, der immer präsent dem Geschehen sehr nahe ist. Gut und Böse in unmittelbarer Nähe, Licht und Schatten im Leben eines Menschen, auch Maria als Heilige nicht von der Gegenwart des Bösen gefeit. Wie gut, dass das Jesuskind in den Falten des weiten Schutzmantels Mariens gut behütet und geschützt in den tirschenreuther Himmel blicken kann.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen