Das Steinerne Pferd
Fast laufe ich daran vorbei, drehe und wende mich und kann es nicht finden. Ich suche den Felsen, der als Steinernes Pferd bekannt ist. Nach den imposanten und großartigen Felsformationen des Hackelsteins und des Augsburger Felsens halte ich vergeblich Ausschau nach einer weiteren dieser hochaufragenden Granitfelsen.
Nach einem steilen Aufstieg von Fuchsmühl herkommend, treffe ich
zuerst auf den Hackelstein, wie aus dem Nichts sich aufragend inmitten von
Wald.
Über steinerne Stufen entlang der Steinwand erreiche ich den
höchsten Punkt des Felsens und finde mich umgeben von Bäumen wieder. Die sich
übereinander aufbauenden Granitschichten, teils bemoost, mit langen Eiszapfen
behangen, wirken wie urzeitliches Mauerwerk.
Der Augsburger Felsen, in unmittelbarer Nähe zum Hackelstein,
erscheint beim Näherkommen noch imposanter. Seine vielen Nischen, Felsspalten
und kleinen Höhlen erinnern mich an den Roman „Bergkristall“ von Adalbert
Stifter. Ungeliebte Schullektüre aber für mich plötzlich überraschend präsent.
Die beiden Kinder, die schutzsuchend am Weihnachtsabend auf dem Heimweg in einen
Schneesturm geraten und in einer Gletscherspalte Schutz suchend die
Weihnachtsnacht verbringen. Gletscherspalten gibt es bei uns natürlich nicht,
aber die kleinen Höhlen könnten durchaus als schützendes Nachtlager gedient
haben, umgeben von Fels und Wald und der winterlichen Schneelandschaft.
Und so bin ich jetzt auf der Suche nach dem Steinernen Pferd, dem
dritten der ausgewiesenen Felsen. Und dann sehe ich es. Eine flache, fast
ebenerdige Felsplatte in Form eines Pferdes. Mit Auge und Nüstern, aufwirbelnden
Hufen als versuche es sich aus seiner misslichen Lage zu befreien. Und doch
erscheint es mir, als lächelte es, befreit von den Schlägen und Tritten eines
groben Fuhrknechts, der der Sage nach die erschöpften Pferde, vor einem
Kammerwagen gespannt, verfluchte und zu Stein verwandeln ließ.
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